Die ersten eigenen Räume

Mit den Aufträgen und Aufgaben wächst auch die Zahl der Mitarbeiter. 1954 errichtet und bezieht die GSW endlich ihr erstes eigenes Geschäftshaus in der Blumenstraße in Frankfurt. Dort setzt sie ihre Arbeit fort. Das Ziel besteht weiter darin, Wohnraum für Familien zu schaffen – mit Eigenheimen oder Mietwohnungen. Je mehr die Wirtschaft in Fahrt kommt, desto größer wird der Bedarf an Wohnraum. Die größte Herausforderung besteht Mitte der 1950er Jahre in der Finanzierung neuer Bauten. Die Wirtschaft boomt, die Preise steigen, und es ist schwierig, Darlehen zu günstigen Konditionen zu bekommen. Dass es dennoch gelingt, kommt auch den eigenen Mitarbeitern zugute: acht von ihnen können Wohnungen der Gesellschaft beziehen, weitere fünf leben in einem Eigenheim.

Bauen auf dem Land und in den Städten

Die GSW betreut in den Diözesen sowohl ländliche Regionen als auch Städte und muss daher unterschiedliche Anforderungen und Gegebenheiten berücksichtigen. Auf dem Land bleibt die Kleinsiedlerstelle am beliebtesten. Dort bieten die Grundstücke Platz für einen Garten zur Selbstversorgung, gelegentlich halten die Siedler auch Kleinvieh. Bis zum Jahresende 1954 hat die GSW bereits 216 Kleinsiedlerstellen mit 416 Wohnungen realisiert.

Das Bauen ist insgesamt leichter geworden: Die Beschaffung hochwertiger Baumaterialien und die Bereitstellung moderner Schall- und Wärmedämmungen stellen kein Problem mehr dar. Allerdings verändern sich insbesondere in den Städten die Anforderungen an Eigenheime. Erfüllten die eigenen vier Wände unmittelbar nach dem Krieg noch das reine Bedürfnis nach einem Dach über dem Kopf, soll das Zuhause zehn Jahre später auch ein Ort zum Wohlfühlen sein. Die GSW steht vor der Herausforderung, diesen Wandel mitzugestalten und ihre Angebote an die Wünsche der Käufer anzupassen. Größere Häuser und Wohnungen mit verbesserter Ausstattung werden allmählich zur Norm.

Um weiterhin günstig bauen zu können, entscheidet sich die GSW dafür, mit vorgefertigten Bauteilen zu bauen. Das senkt die Preise und verkürzt die Bauzeiten, ersetzt jedoch nicht den üblichen Weg, mit Handwerkern vor Ort und mit Eigenleistungen Häuser zu errichten.

Die Nachfrage nach Eigenheimen ist groß, nach Jahren des wirtschaftlichen Wachstums verfügen viele Familien im Rhein-Main-Gebiet inzwischen über das nötige Kapital, um ein Haus zu kaufen – trotz steigender Preise. Die GSW zieht eine positive Bilanz: Sie erzielt beträchtliche Einkünfte durch den Verkauf der Eigenheime und baut Mehrfamilienhäuser mit Mietwohnungen. So befinden sich 1965 mehr als 100 Häuser und knapp 1000 Wohnungen im Bestand.

Die Zahl der Mitarbeiter wächst: Während die Gesellschaft beim Einzug in das neue Geschäftshaus noch 43 Mitarbeiter zählte, sind es 1968 mehr als doppelt so viele.

Gemeinschaftsbildung: Einrichtungen, die Leben gestalten

Für ein Bauunternehmen mit kirchlichen Gesellschaftern liegt es nahe, sein Know-how zu nutzen, um neben dem Wohnungsbau auch die Errichtung von sozialen Einrichtungen zu betreiben. Wie andere kirchliche Wohnungsunternehmen hat die GSW mit dem Bau von Heimen für Kinder und alte Menschen begonnen. Der Bedarf an altersgerechten Wohnungen wächst. Die GSW achtet unter anderem darauf, Einrichtungen in der Umgebung von Eigenheimen zu bauen, damit alte Menschen in der Nähe ihrer Familien leben können. In der ersten Wohnanlage für ältere Menschen 1965 in Hochheim richtet die GSW 59 Wohneinheiten und eine Altentagesstätte ein. An der feierlichen Schlüsselübergabe nimmt auch Bundestagsvizepräsident Dr. Hermann Schmitt-Vockenhausen (SPD) teil. Einrichtungen für altersgerechtes Wohnen werden ab den 1960er Jahren zu einem Schwerpunkt der GSW.

Anfang der 1970er kommen neue Aufgaben im Bereich der Sozialeinrichtungen hinzu. Unter anderem plant die GSW 1974 ihre erste beschützende Werkstatt für geistig und körperlich beeinträchtigte Personen, verbunden mit einem Wohnheim in Montabaur.

Obwohl der wirtschaftliche Aufschwung seit Ende der 1960er Jahre und verstärkt nach der Ölpreiskrise ab 1973 abflacht, wächst die GSW weiter und betreibt Zweigstellen in Mainz, Limburg und Fulda.

Zum 25-jährigen Bestehen 1974 hat die GSW Eigenheime, Kleinsiedlerstellen, Eigentumswohnungen und Mietwohnungen im Umfang einer Kleinstadt mit etwa 25.000 Einwohner geschaffen.